Rückstände in Würzsoßen Scharf und gefährlich

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Scharf wie Chili, süß wie Erdnuss, raffiniert wie Curry: Asiatische Soßen bringen neuen Pfiff in deutsche Küchen. Und Schadstoffe, leider. Die Stiftung Warentest hat 25 Würzsoßen untersucht. 18 Produkte sind stark belastet. Sie enthalten gefährliche Weichmacher. Bis zu 165 Mal mehr als erlaubt. Die Ursache liegt im Deckel der Schraubgläser. test.de sagt, wie Sie die Gefahr entschärfen.

Gefahr aus dem Deckel

Weichmacher sind in unserer Umwelt allgegenwärtig. Vom Handgriff bis zur Lebensmittelverpackung, stecken sie überall dort, wo Kunststoffe weich und geschmeidig sind. Auch in Schraubdeckeln. Die Dichtung auf der Innenseite besteht bis zu 45 Prozent aus Weichmachern. Kommt sie mit fetthaltigen Lebensmitteln in Berührung, können sich Weichmacher lösen und in das Lebensmittel übergehen. Das ist langfristig eine Gefahr. Einige Weichmacher sind Gift für die Leber, andere stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen und die Fortpflanzung zu beeinträchtigen.

Grenzwert 165fach überschritten

Die Stiftung Warentest untersuchte 25 Würzsoßen aus Supermärkten, Kaufhäusern und Asialäden. Die Produkte kommen aus China, Indien, Malaysia, Taiwan und Thailand. 18 sind stark oder sehr stark belastet. Sie enthalten viel zu viel Weichmacher. Darunter die gesundheitsgefährdenden Stoffe DEHP, DINP, DIDP und DEHA. DINP beispielsweise schädigt die Leber. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA schreibt deshalb einen strengen Grenzwert für DINP vor: 9 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel. Die Gelbe Currypaste von Aldi Nord enthält stolze 1 490 Milligramm DINP pro Kilogramm. 165-mal mehr als erlaubt. Dabei ist Aldi kein Einzelfall. Sieben weitere Würzsoßen sind stark oder sehr stark mit DINP belastet.

Ein Teelöffel reicht

Weichmacher wie DINP und DIDP werden auch in Europa oft eingesetzt. Am häufigsten produziert wurde bisher DEHP. Ein Weichmacher, der sich im Tierversuch als krebserzeugend und fruchtschädigend erwiesen hat. Die EU hat seine Verwendung für Kinderspielzeug im Herbst 2006 verboten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät davon ab, DEHP im Kontakt mit fetten Lebensmitteln zu verwenden. Bei den Asia-Würzsoßen ist aber genau das der Fall. Die Tester fanden DEHP in sieben Produkten. Konzentration bis zu 1 070 Milligramm pro Kilogramm Würzpaste. Der EU-Grenzwert für DEHP liegt bei 3 Milligramm. Besonders stark belastet sind im Test die Lao Gan Ma Chilibohnenpaste, Ashoka Madras Curry Paste und das Aiduojiao Chiliöl. Ein Teelöffel dieses Chiliöls reicht und die maximale Tagesdosis an DEHP ist erreicht.

Rezepturen geheim

Die Industrie hangelt sich derweil von einem Weichmacher zum nächsten. Derzeit en vogue sind Esbo und Dinch. Sie gelten als unbedenklich. Sicher ist das nicht. Sicher ist nur: Auch diese Weichmacher sind fettlöslich und können in das Lebensmittel übergehen. In der Suree Chillipaste fanden die Tester 965 Milligramm Esbo. Dreimal mehr als der aktuelle Grenzwert erlaubt. Dass es anders geht, zeigen die sieben unbelasteten Produkte im Test. Darunter die Vitasia Wok Sauce von Lidl. Die unbelasteten Produkte enthalten gar keine Weichmacher. Vielleicht ein Zufall. Die Hersteller halten die Zusammensetzung ihrer Deckeldichtungen jedenfalls geheim.

Ab 2008 verboten

Dichtungen ohne Weichmacher waren bisher ein Flop. Soviel verraten die Anbieter dann doch. Die Gläser schlossen nicht luftdicht oder ließen sich – wenn sie schlossen – nicht mehr öffnen. Nun sind Alternativen gefragt. Der Druck auf die Anbieter wächst. Zumindest in Europa. Die Europäische Kommission hat bereits ein Verbot für belastete Deckelgläser beschlossen. Lebensmittel, die den Grenzwert überschreiten, dürften ab 1. Juni 2008 nicht mehr verkauft werden. Die Hersteller haben noch elf Monate Zeit, um einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Feinschmecker sollten jetzt schon handeln. Die Tipps helfen dabei.

Weichmacher in Lebensmitteln: Problem nicht gelöst

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